Der Schaden der wochenlangen Dürre für die deutsche Landwirtschaft ist nach Angaben des Bauernverbandes enorm. "Wir rechnen allein beim Getreide mit einem Minus von rund 1,4 Milliarden", sagte Joachim Rukwied, der Präsident der Interessengruppe der "Passauer Neuen Presse". "Dazu kommen Mais, Zuckerrüben, Kartoffeln und Grünfutter."
Der Bauernverband fordert wegen bedrohlicher Einbußen rasche Hilfen von möglichst einer Milliarde Euro. Ernteeinbußen von bis zu 70 Prozent gingen "über das übliche unternehmerische Risiko hinaus", begründete Rukwied seine Forderung nach Steuergeld. "Das können viele Betriebe nicht tragen."
Auch die ersten Bundesländer fordern Nothilfen für die Bauern. Sollte sich bestätigen, dass die Ernte mindestens ein Drittel unter dem Durchschnitt liegt, seien die Voraussetzungen für staatliche Hilfe erfüllt, sagte Sachsen-Anhalts Agrarministerin Claudia Dalbert. Der Bund müsse sich dann an den Ausgleichsmaßnahmen beteiligen. Aus Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen ist Ähnliches zu hören.
In Berlin kommen an diesem Dienstag Experten des Bundesagrarministeriums und der Länder zusammen, um eine Bestandsaufnahme der Schäden vorzunehmen. Der Bund will erst über mögliche eigene Hilfen entscheiden, wenn Ende August die Abschlussbilanz der Ernte vorliegt.
Landwirtschaftsministerium zögert
Zuständig für die Bauern sind zuerst die Bundesländer, die Zuschüsse geben können. Erst wenn Schäden von "nationalem Ausmaß" festgestellt werden, kann auch der Bund Finanzhilfen leisten. Zuletzt war dies 2003 wegen einer Dürre der Fall gewesen und 2013 wegen massiver Hochwasserschäden.
Sollten die Schäden erneut ein nationales Ausmaß erreichen, "dann kann der Bund wie 2003 mit Finanzen helfen", sagte Bundesagrarministerin Julia Klöckner dem ZDF.
Rukwied ist das zu spät. "Wir brauchen schnell Unterstützung für die Betriebe", sagte er dem "Handelsblatt". "Hier müssen in den nächsten Wochen Entscheidungen fallen, da brauchen wir nicht auf eine endgültige Erntestatistik zu warten."
Die Grünen fordern indes ein grundsätzliches Umsteuern in der Landwirtschaft. "Pauschales Handaufhalten von Lobbyverbänden ist wenig hilfreich, vor allem, wenn der fordernde Verband gleichzeitig für ein politisches Weiter-so steht", sagte Bundestagsfraktionschef Anton Hofreiter der "Rheinischen Post". Die Hilfen sollten an Bedingungen geknüpft und "klimafreundliche und ökologischere Betriebe gezielt unterstützt" werden.
spiegel
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